Sehenswürdigkeiten

Rechenborn

© VG-Gau-Algesheim Rechenborn Appenheim

Historisch ist unser „Rechenborn“, eine Quelle, aus der die Appenheimer bis zum Bau der ersten Wasserleitung um die Jahrhundertwende, ihr Trinkwasser entnahmen. 1760 wurde ein Brunnen gebaut, aus dem das kühle Nass bis heute fließt. Damals wie heute wird das Wasser in drei Röhren ans Tageslicht geleitet. Die drei Rohre symbolisieren nach alter Überlieferung die drei Religionen, die damals das Leben der Gemeinde prägten: die Protestanten, die Katholiken und die Juden. Bis 1900 gab es eine Synagoge in Appenheim. Nun erinnert nur noch der alte jüdische Friedhof  an die ehemaligen Gemeindemitglieder. Der Legende nach kommt man immer wieder nach Appenheim zurück, wenn man aus dem Brunnen trinkt.





Rathaus

Das genaue Baujahr dieses typischen rheinhessischen Rathauses ist leider nicht feststellbar. Es muss jedoch in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet worden sein. Das Erdgeschoss bestand insgesamt aus einer offenen Halle mit Spitzbogen. Das Obergeschoss ist aus Fachwerk gerichtet. An der zur Niedergasse gerichteten Seite befindet sich ein kunstvoll barock geschnitzter Eckbalken.

Eckbalken Rathaus Appenheim ©2018 Markus Mueller-Heidelberg
Eckbalken

Die einen behaupten, es seien Symbole aus der germanischen Mythologie, während die anderen eine Schnecke als Zeichen des Lebens und ein Engel erkennen wollen, der als Erzengel Michael, dem Schutzpatron der Deutschen, gedeutet wird. Das Haus hat ein bei uns stark verbreitetes Krüppelwalmdach. Die Leibungen der Fenster des Obergeschosses sind gekröpft und aus rotem Buntsandstein.

Das Gebäude diente vielfältigen Zwecken. Während es zunächst als Gerichtsstätte und als Verwaltungsgebäude des Schultheißen diente, wurde von 1630 ab den Katholiken das Recht eingeräumt, in dem Rathaus ihre Messe zu halten. Nach mehrmaligem Religionswechsel hatte die Gemeinde damals rund 50 Katholiken. Als 1691 die evangelische Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen werden musste, hielten die reformierten Christen ebenfalls ihren Gottesdienst im Rathaus. Im Rahmen der pfälzischen Kirchenteilung im Jahre 1705 erhielten die Katholiken endgültig das Recht, die Hl. Messe im Rathaus zu feiern.

Dies wurde jedoch von der Gemeinde immer wieder streitig gemacht. 1710 musste das Oberamt Stromberg eine Strafexpedition von 20 Reitern nach Appenheim schicken, um die Benutzung eines Raumes im Rathaus zum Gottesdienst und zur Unterrichtung der katholischen Kinder durchzusetzen. Am 20. 10. 1737 vermachte der pfälzische General Otto von Clos den Katholiken ein kleines Haus gegenüber dem Rathaus pur Abhaltung der Hl. Messe. In dieser Zeit muss auch die offene Halle unter dem Rathaus zugebaut worden sein. Denn nun werden die Feuerwehrgeräte und der Leichtrar dort untergestellt. Außerdem befand sich dort die Arrestzelle.

Am 21. Januar 1798, dem Jahrestag der Hinrichtung des franz. Königs, Ludwig XVI., pflanzten die Franzosen den Freiheitsbaum mit der Jakobinermütze vor dem Rathaus. Unter Absingen der französischen Nationalhymne und dem Läuten aller Glocken zog man ab 7.00 Uhr durch das Dorf. Die Schulkinder erhielten Geschenke im Werte von 21 Franken. Die übrigen Festkosten für Wein betrugen u. a. 62 Franken. Auf dem Rathaus wurde gesungen und getanzt. Im Mai des gleichen Jahres unterschrieben 85 Männer einschließlich des Lehrers und Pfarrers im Rathaus die Reunionsadresse für die Angliederung an Frankreich. Es wurde im Protokoll jedoch als Bedingung ausdrücklich festgehalten, dass die Religion der Bürger wie bisher beibehalten werden kann.

Da die Schulräume im Schulhaus nicht mehr ausreichten, wurden ab 1905 3 Klassen im Rathaus unterrichtet. Einige ältere Appenheimer Bürger erinnerten sich gerne daran, wenn der Lehrer die „Bösen Buben“ im Katzenkämmerchen, der ehemaligen Arrestzelle, einsperrte, um sie zu besserer Disziplin anzuhalten. Das Rathaus diente bis 1936 als Notlösung zur Aufrechterhaltung eines geordneten Schulbetriebes. Ab 1933 regierten die Nationalsozialisten im Rathaus. Die Selbstverwaltung war allerdings abgeschafft. 1936 erhielten dann die Hitlerjugend und der Bund deutscher Mädel einen Gruppenraum im Rathaus.

Nach dem z. Weltkrieg verschlechterte sich der Zustand des Gebäudes. So trug man sich in den 1970er Jahren mit dem Gedanken, das Haus abzureißen, weil es einmal ein Verkehrshindernis bildete, zum anderen weil die Renovierung zu teuer erschien; auch an einen Verkauf war gedacht. Die Gemeinde entschloss sich jedoch nach unzähligen Beratungen im Rat und Diskussionen in der Bevölkerung, das Rathaus seiner ursprünglichen Zweckbestimmung zuzuführen.

Mit einem erheblichen Kostenaufwand wurde es 1983 renoviert, die offene Halle, teilweise, und das Fachwerk wieder freigelegt. Heute ist man glücklich über die damalige weise Entscheidung. Die Einweihung des neu renovierten Rathauses erfolgte am 8. Juli 1983.

Das Rathaus 1974 – vor der Renovierung
Das Rathaus 1974 – vor der Renovierung
Das Rathaus 1983 – nach der Renovierung
Das Rathaus 1983 – nach der Renovierung

evangelische Michaeliskirche

Der erste Kirchenbau an der heutigen Stelle wurde erstmals 1378 erwähnt, wird wohl aber im 10. oder 11. Jahrhundert im romanischen Stil errichtet worden sein. In späteren Jahrhunderten wurde das Langhaus erweitert und die Fenster gotisiert. Der älteste Nachweis einer grundlegenden Renovierung stammt aus den Jahren 1706 und 1709. Doch 1746 war die Kirche wieder in einem ruinösen Zustand. 1761 bis 1764 errichtete man auf den alten Fundamenten des Langhauses ein Langschiff, aber nicht neu, sondern so, dass die Mauern jenes früher erwähnten älteren Hauses durchgängig wieder verwendet und nur die Fenster- und Türöffnungen völlig umgestaltet wurden, wie Pfarrer Würth berichtete.

1890 wurde am Eingang ein Vordach angebaut. Dies war möglich, nachdem Katharina Bockius 380 Mark gespendet hatte. 1905 begannen dann die großen Renovierungen und der Anbau eines Glockenturmes. Kurz vor Vollendung des Turmbaues stellte man statische Mängel fest, und der neu errichtete Turm musste abgetragen und neu aufgebaut werden. Nach Fertigstellung des Turmes beseitigte man den Dachreiter der alten Kirche. Am 29. November 1908 wurde die neu errichtete evangelische Kirche eingeweiht. Beide Gesangvereine traten in der Kirche auf. Der Gesangverein Appenheim sang das Lied Laßt Jehovah hoch erheben und der Gesangverein Einigkeit Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre.

Die nächste größere Renovierung war 1978 erforderlich. Doch bereits 1991 war erneut eine grundlegende Restaar rang notwendig, weil das Gebälk und der Glockenstuhl du Nässe morsch geworden war. Nun wurde auch die bare, Ausmalung erneuert.


katholische Kirche St. Michael

Die katholische Kirche St. Michael in Appenheim ist eine Filialkirche der kath. Pfarrei St. Josef Ober-Hilbersheim.